Wir leben wieder im kleinen Dorf – dank des Worldwide Webs. Verlust der Privatsphäre? Gläserner Mensch? Ausspioniert werden? Fragen Sie mal einen Bewohner des kleinen Dorfes Mutzenhausen mit 53 Einwohnern, wie er das sieht. So wie er, haben alle mal gewohnt. Vor langer Zeit. Als es noch keine Großstädte gab. Um das anhand dieses Beispiels klar zu machen: Wenn dort Ihre Morgentoilette vielleicht von starker Flatulenz begleitet wurde, empfahl mittags auf dem Markt ihre Gemüsefrau etwas Meerrettich. Und der Wirt abends beim Bier einen Kräuterschnaps dagegen. Jeder bekam alles mit von jedem. Wie hätten diese von ihrem morgendlichen Leiden wissen können? Weil es damals keine Privatsphäre gab. Auf jeden Fall keine, die wir heute als selbstverständlich nehmen. Die Großstädte haben unser Leben anonym gemacht. Wir kennen unsere Nachbarn nicht mehr. Auf jeden Fall nicht alle. Auf dem Markt kennen wir auch niemand mehr. Und keiner kennt uns. Je kleiner die Einwohnerzahl wird desto mehr verflüchtigt sich die Anonymität. Aber fragen Sie sich selbst: Wie ist Ihr Lebensmodell? Was stellt Ihre Privatsphäre dar? Im Zusammenhang mit dem Internet bzw. den digitalen Datenströmen werden reflexartig die Risiken aufgezählt. Die sind auch nicht von der Hand zu weisen. Genauso wenig wie in Mutzenhausen. Da würde das ganze Dorf wissen, dass sie für drei Tage nach Pratzendorf gegangen sind, um ihren Schwager zu besuchen. Und somit wüsste das auch der dorfeigene Langfinger, der ihrem leeren Zuhause ein Besuch abstatten würde. Das sind alles Daten, das sind alles Informationen. Wer sein Lebensmodell darauf einstellt, keine Informationen preiszugeben, lebt einsamer. Oder anders gesagt: Er lebt weniger vernetzt. Er erhält weniger Reaktionen auf sein Leben. Deswegen wird Handel wieder zu einem sozialen Handel. Zu Social-Commerce. Es geht weniger um Werbung, sondern um Mundpropaganda, um Empfehlungen.
Wer als Handelsunternehmen das versteht, hat morgen die Kunden auf seiner Seite. Und kann sich klassische Breitband-Werbung zum größten Teil sparen.
Dabei ist nur eines wichtig: Verarschen geht immer weniger. Nur wer mit guten Produkten handelt, eine tolle Dienstleistung dazu gibt, der hat die Chance im sozialen Handel der Gewinner zu sein. Die eigene Leistung und das Angebot werden transparent wie noch nie.
Es gibt genug Menschen, die sich heute noch weigern, vernetzt zu sein. Das ist mehr als normal. Es gibt bei jeder neuen Zeitrechnung die Ersten und die Letzten. Aber, dass wir in Zukunft wieder mehr im „kleinen Dorf“ konsumieren, kommt wie das Amen in der Kirche.
Die Zeit wird schnell kommen, in der Sie im Supermarkt individuelle Rezeptvorschläge und Einkaufstipps vor Ort auf Ihr Smartphone bekommen. Eingestellt auf Ihren eigenen Diätplan, Allergien, Alter der Kinder und den Terminplan (z.B. kein schweres Essen vor einem wichtigen Termin am nächsten Tag).
Hört sich für sie gruselig an? Für mich nicht. Und da kommen wir zu dem Thema Permission. Haben Sie keine Angst. In Zukunft wird der Kunde die klare Wahl haben: Will ich oder nicht. Bin ich Teil der Vernetzung oder nicht. Oder kleinteiliger: Welchen Informationen gebe ich von mir preis, wem gebe ich was preis und was will ich an Reaktionen zurück.
Wir werden lernen müssen, dass der Kunde bereit ist, viel von sich preiszugeben. Dann erwartet er aber auch keine Kommunikation mit dem Schrotgewehr. Sondern fein auf ihn abgestimmte relevante Angebote. Er will keine Zeit mehr damit verbringen, zu selektieren. Er erwartet vom Handel, das wir ihn sehen und für ihn selektieren.
Wie der Metzger auf dem Dorf, der wissen würde, dass wir nur aus der Hüfte wollen und die Mettwurst nicht so fett. Und ein paar Knochen für den Hund. Ohne das wir ihm das nochmal erzählen müssten.
Heute sind das Daten, die wir speichern, und aus jedem Kunden einen Stammkunden machen. Durch unzählige Tools.
Und was ist am Ende für unsere Kunden drin: Dass sie wertvolle Zeit sparen. Schenken wir ihm diese.