Dominik Benner war nicht immer Schuhhändler. Im Gegenteil: Als es plötzlich galt, den Familienbetrieb zu übernehmen, war er Geschäftsführer eines Energiekonzerns. Doch vielleicht war es gerade der Quereinstieg ins Schuhgeschäft, der ihn groß und bereits vor vielen anderen an den Handel im Internet denken ließ.
Was war der Auslöser für die Geschäftsidee von Schuhe24.de?
Als mein Vater verstorben ist, bin ich in die Schuhbranche mehr oder weniger hineingestolpert. Ich habe dann einfach mal ausprobiert, was man online so machen kann. Dabei habe ich rückblickend auch so manchen Fehler gemacht, doch in Summe hat es funktioniert. Und zwar so gut, dass sich schon bald andere Schuhhändler mir anschließen wollten.
Schuhe24.de tritt als Online–Marktplatz gegen Amazon und Ebay an. Was kann der Shop als „David gegen Goliath“ den Giganten entgegensetzen?
Wir wollen Amazon & Co. gar nicht übertreffen. Wir vermitteln unseren Kunden, dass sie mit ihrem Onlinekauf auch das Ladengeschäft bei sich vor Ort unterstützen. Amazon macht genau das Gegenteil: Billig lagern und liefern, aber nicht mehr. Technologisch sind wir sogar weiter als die Großen. Wir haben eine Schnittstelle gebaut, damit alle Verkäufe in der Warenwirtschaft eingebucht werden. Das heißt, dass wir jede Stunde einen Datenaustausch haben, Bestände aktuell verbucht werden und am Ende dann auch die Buchhaltung stimmt.
Wie hat sich Schuhe24.de in nur wenigen Jahren zum größten Online-Versender von Schuhen in Deutschland entwickelt?
Schuhe24.de war von Anfang an wie ein selbstverstärkender Kreislauf. Je mehr Händler sich uns angeschlossen haben, desto größer wurde unser Angebot und umso interessanter wurde Schuhe24.de für die Kunden. Aktiv akquiriert haben wir nie, die Händler kamen und kommen über Mundpropaganda zu uns.
Schuhe24.de wirbt mit dem Slogan: Meine Schuhe – Meine Stadt. Wie wird die Verbindung zwischen Onlinehandel und dem Wohnort der Kunden hergestellt?
Sofern es möglich ist, wird jeder Schuh regional ausgeliefert. Die Online-Bestellung wird einem Händler zugeordnet, der sich in der Nähe des Kunden befindet. Grundsätzlich ermöglichen wir dem stationären Schuhhandel durch Onlineverkäufe zusätzlichen Umsatz zu machen. Das erhält so manchen Laden am Leben und damit auch die Stadt des Kunden lebendig.
Wie sieht das Online-Marketing von Schuhe24.de aus und wie wird es vom lokalen Fachgeschäft vor Ort verlängert?
Unser Marketing ist rein auf Onlinekunden zugeschnitten. Wir machen Instagram, Pinterest, Facebook, Google Plus und vieles mehr. Dazu natürlich auch Bannerwerbung und Retargeting. Die Schuhgeschäfte vor Ort werben nicht für Schuhe24.de. Das liegt unter anderem daran, dass das gleiche Modell online und im Laden nicht zum gleichen Preis angeboten wird.
Wie sorgt Schuhe24.de heute und in Zukunft dafür, dass der stationäre Fachhandel langfristig konkurrenzfähig bleibt?
Wir sorgen mit Abverkauf am Ende der Saison dafür, dass mehr Umsatz generiert wird und der Schuhhandel so überleben kann. Das ist unsere Kernstrategie. Zusätzlich bieten wir Beratungsleistungen an: Sortimentsplanung, Workshops für Webshop-Gestaltung oder Social Media Planung. Das ist alles gratis bei uns. Wir helfen den Händlern dabei, professioneller und schneller zu werden.
Nach welchen Kriterien wählen die Kunden einen Onlineshop aus? Geht es eher um detaillierte Informationen und Nutzermeinungen oder um größte Vielfalt und kleinste Preise?
Das ist sehr unterschiedlich. Der eine schaut nur auf den Preis, der andere will mehr Service. Bei uns kann zum Beispiel auch telefonisch bestellt und per Rechnung bezahlt werden. Speziell ältere Kunden gehen zwar auf unsere Website, wollen aber nicht online shoppen und haben oft auch kein PayPal-Konto. Unsere Onlinekunden bitten wir nach dem Kauf aber durchaus um Feedback und eine Artikelbewertung.
Welche Entwicklungen werden das Onlineshopping in den nächsten 2 Jahren verändern?
Einerseits werden viele kleine, lokale Onlineshops aufgeben, weil sich das Geschäft nicht mehr lohnt. Weil man sich eine Nische suchen muss, in der die großen Player nicht aktiv sind. Wir haben zum Beispiel unglaublich viele Angebote für Kunden ab 50 Jahren. Das hat und kennt Zalando nicht. Und genau solche Zielgruppen decken wir dann ab und sind da sehr aktiv. Wenn es um technische Entwicklungen geht, wird sich Onlineshopping langfristig in Richtung Sprachsteuerung verändern.
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