Nach dem erfolgreichen Start des „Hamburger Ding“ im Jahr 2019 macht sich der Projektentwickler IMVEST nun an die Revitalisierung von Kaufhausimmobilien in norddeutschen Städten wie Kiel und Osnabrück. Die Idee dahinter: Insbesondere in Klein- und Mittelstädten soll die Transformation von Gewerbeobjekten in zeitgemäße Coworking- und Eventimmobilien dafür sorgen, dass der Einzelhandel wieder einen festen Platz in der Innenstadt findet und die lokale Wirtschaft in der Region bleibt. Wünschenswerte Ziele, von denen viele Menschen profitieren können. Wir haben den IMVEST-Geschäftsführer Jens-Michael Janssen näher zum „Ding“-Konzept befragt.
Millionenstadt oder Landleben – in Deutschland gibt es richtig viel „Dazwischen“. Wandert die Kaufkraft zurück in unsere Klein- und Mittelstädte?
Jens-Michael Janssen: Viele Mittelstädte zeigen eine spannende Entwicklung und verfügen über eine gute Kaufkraft. Doch ihre Innenstädte haben an Attraktivität verloren – das Geld wird dementsprechend online oder in attraktiven überregionalen Zentren ausgegeben, sodass die Zentren von Klein- und Mittelstädten zunehmend verödet sind. Allerdings sehen wir auch bedingt durch die Auswirkungen der Corona Krise eine sich verstärkende Dezentralisierung und einen wachsenden Fokus auf regionale Zentren. Daher suchen wir gezielt nach tollen Lagen in Mittelstädten, in welchen wir mit dem Ding Konzept neue Impulse setzen können.
Der Trend zum Onlineshopping wurde durch Corona verstärkt. Wie eng ist die Zukunft des Handels mit der Zukunft der Städte verwoben?
Jens-Michael Janssen: Sehr eng, aber nicht ausschließlich. Es braucht heute gute Gründe jenseits des Shoppings, um die Menschen in die Innenstädte zu bringen. Dazu zählt die Eventisierung: Nur wer echte Erlebnisse und Begegnung ermöglicht, wird Publikum anziehen. Und mit unserem Konzept ist das optimal umsetzbar.
Was steckt hinter dem „Ding“-Konzept, was war sein Ursprung und warum eigentlich „Ding“?
Jens-Michael Janssen: Wie im Hamburger Ding setzen wir auch im Osnabrücker und im Kieler Ding auf den Plattformgedanken. Vor allem der Fokus auf unterschiedliche Module der Nutzung binden lokale Partner ein und sorgen für eine Infrastruktur, die auch für überregionale Partner spannend ist und aktivierend wirkt. Die Inhalte New Work, Veranstaltungen, Sport und E-Sport, Gesundheit und Begegnung werden den lokalen Bedürfnissen entsprechend implementiert und machen das Ding zu einem identitätsstiftenden Knotenpunkt für Anwohner, Wirtschaft und Besucher der Innenstadt. Ding, weil hier jeder sein Ding machen kann.
Wo sehen Sie die Vorteile für den stationären Einzelhandel, sich in ein „Ding“ einzumieten?
Jens-Michael Janssen: Die prominenten Lagen sind ein großes Asset. Jedes Ding wird dazu supermodern und gleichzeitig regional gestaltet, sodass äußerst inspirierende, zukunftsweisende Orte entstehen, die sowohl im Bereich Co-Working als auch in den anderen Segmenten neue Standards setzen und Unternehmen wie Besucher anziehen. Dazu punktet das Ding mit einer sehr gemischten, urbanen Nutzerstruktur und überdurchschnittlichen Frequentierungsraten auch außerhalb von regulären Öffnungszeiten und am Wochenende. Das gelingt zum Beispiel durch Events, die auch nach der Schließung der umliegenden Geschäfte Menschen in die Innenstadt ziehen. Die Studenten und Lehrkräfte, die zum Beispiel im Osnabrücker Ding angesiedelt sein werden, verstärken diesen Prozess. Die Einzelhandelsnutzung ist dabei eine ideale Ergänzung.
Wie groß ist der Retail-Anteil in Ihrem Nutzungskonzept und nehmen Sie Einfluss auf Art und Zusammensetzung der Mieter?
Jens-Michael Janssen: Der Anteil liegt bei ca. 15 % der Mietflächen, sodass der Einzelhandel zwar einen nicht unerheblichen Anteil hat, gleichzeitig aber ein wichtiger Baustein einer übergeordneten kuratierten Nutzungsmischung ist. Aus diesem Grund ist uns sehr wichtig, nicht irgendeinen Einzelhändler aufzunehmen, sondern Konzepte zu integrieren, die das Ding-Konzept sinnvoll ergänzen und das Objekt zu einer vielfältigen stimmigen Destination werden lassen.
Im „Ding“-Konzept sind auch Pop-up Stores vorgesehen. Wie und von wem werden hierfür die Mieter akquiriert?
Jens-Michael Janssen: Das Konzept von Pop-up Stores und anderen Formen innovativen Einzelhandels wird Kern des Betreiberkonzeptes und somit auf den Flächen zu finden sein, die durch Home United mit Leben gefüllt werden. Somit wird Home United die Mieterakquise vor allem im lokalen Umfeld des Standortes betreiben.
Gibt es ein gemeinsames „Ding“-Marketingkonzept, um immer wieder aufs Neue Besucher in das Objekt einzuladen, an dem Mieter teilnehmen können?
Jens-Michael Janssen: Das Credo unseres Betreiberkonzeptes ist, dass wir mit der Home United nicht nur attraktive Räumlichkeiten schaffen und anbieten, sondern diese vor allem auch aktiv mit Leben füllen. Das kontinuierliche Schaffen von Inhalten in Form von Veranstaltungsformaten spielt daher eine wesentliche Rolle, um wiederkehrend Menschen in das Gebäude zu bringen und an spannenden Events teilhaben zu lassen.
Comments
Ein KommentarUniview Display
Jun 26, 2023Good article.