Der Titel soll nicht zynisch sein. Wir erleben eine der großen Tragödien unserer Zeit. Wenn nicht die Größte nach dem 2. Weltkrieg. Menschen sterben. Die Wirtschaft taumelt. Panik hilft dabei nichts. Aus einer Krise kann man gestärkt kommen, wenn man nach der Zeit des Schocks in eine Phase der Kreativität tritt. Das war immer schon so und dies gilt auch für die Corona-Krise.
Neben den Hilfspaketen des Staates, um Liquidität zu schaffen, ist es jetzt am Handel, kreative Ideen für die Zeit während und nach Corona zu entwickeln.
Und dabei gilt immer: Blick auf den Kunden. Was bewegt ihn jetzt und was wird ihn nach Corona bewegen? Was sind seine Needs? Was sind seine Ängste? Und wie verändern sich jetzt die Touchpoints?
Matthias Horx, der Trendforscher, liegt sicherlich richtig, wenn er sagt, dass diese Krise alles verändern wird. Und es an uns ist, wie wir mit diesen Veränderungen umgehen. Ob wir adaptieren und positive Dinge entwickeln oder resignieren und nur reagieren.
Wichtig ist jetzt auch, mutig zu sein. Dinge zu tun, die vielleicht das eine oder andere Budget kosten, aber sich auch nach der Krise als richtiges Instrument rausstellen, weil man kreativ und aktiv agiert hat. Diese Zeiten sind keine, in denen man schwarz-weiß denkt und Aktion direkt mit Umsatz münzt. So gerne man das tun würde und so wichtig das wäre. ABER: immer wenn Emotionen in der Bevölkerung im Guten oder im Schlechte geweckt werden, ist die Chance da, sich mit diesen Emotion zu verbinden. Als Marke und mit seinen Leistungen. Sprich: Die Bürger suchen jetzt Hoffnungen und Lichtblicke überall. Das kann man nutzen.
Wir geben hier 5 Vorschläge, wie man als Händler mit der Krise umgehen kann.
Übrigens alles Vorschläge, die nicht für LEH gedacht sich. Die haben andere Probleme.
1. Stationär kommt nach Hause.
Ihr PoS/PoP muss geschlossen bleiben? Gerade im Investitionsgüter-Handel (Möbel, Küchen, Autos etc.) ist die Beschäftigung mit dem Produkt bei den Menschen nicht wegen Corona flöten gegangen. Im Gegenteil, die Menschen sind zu Hause und sind gelangweilt. Da ist der Griff zum Tablet, Handy oder Laptop unausweichlich. Die Netzbetreiber sprechen schon von einer Beinahe-Überlastung.
Idee: Bewerben Sie ein „Wir kommen zu Ihnen nach Hause – virtuell“. Per Skype oder sogar eigenen Website-Lösungen. Der Kunde darf entweder Termine ausmachen oder spontan zu Ihnen kommen – per Videochat über sein Tablet zum Beispiel. An Ihrem PoS ist ein Verkaufsberater ebenfalls mit einem Smartphone ausgerüstet. Und freut sich darauf, dem Kunden auf der anderen Seite Produkte zu zeigen, ein Beratungsgespräch zu führen, Rundgänge zu machen. Anders als E-Commerce ist stationär immer ein Erlebnis. Das ist der USP des physischen Handels. Verlängern sie dieses Erlebnis in der Zeit von Corona virtuell.
Sie sagen, das ist zu aufwendig?! Ihre Produkte muss man real sehen? Dann lassen Sie es so, wie es ist. Und überlassen die Tanzfläche der Ideenreichen den anderen.
Es geht darum, dem Kunden bei der Stange zu halten. Ihm kreativ zu umgarnen. Ein paar Wochen sind eine lange Zeit, in der die Kundenbindungen von vor der Krise immer schwächer werden. Lassen Sie es nicht dazu kommen.
2. Werben Sie! Aber mit Corona. Nicht gegen.
Die Mehrheit der Bürger findet es in Ordnung, wenn Unternehmen weiter werben, solange die eigentlichen Kernaufgaben im Vordergrund stehen. Werbung, die die Corona-Thematik aufgreift, wird dabei sogar als äußerst positiv wahrgenommen. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn das Virus genutzt wird, um sich in ein besseres Licht zu rücken. Darüber hinaus zeigen offene Abfragen in Umfragen, dass Konsumenten es Marken hoch anrechnen würden, wenn die Werbebilder an die aktuelle Situation angepasst würden anstatt eine glückliche Parallelwelt aufzuzeigen.
Idee: Regionalität ist in einer Krise wichtiger als sonst. Kommunizieren Sie mit Ihren regionalen Themen über Social Media oder in Anzeigenblättern. Sie spielen regional eine Rolle. Füllen Sie sie aus. Auch in der Krise. Und das bedeutet nicht: Charity. Sondern relevante Themen auf regionaler Ebene.
3. Der Korken wird knallen. Bereiten Sie sich vor.
Die Vorfreude auf die Zeit nach der Krise wächst und wächst. Auch wenn vermutlich die Reisebranche derzeit am meisten leidet, kann sie sich auf einen Kundenansturm einstellen, sobald das Schlimmste überstanden ist. 55 Prozent geben an, sich darauf zu freuen, nach der Krise wieder verreisen zu können. Noch größer ist nur die Vorfreude darauf, sich wieder mit Freunden und Familie zu treffen und anstatt zu Hause zu sitzen, Restaurants und Bars zu besuchen.
Wir hören viel von „Wenn die Krise vorbei ist, dann mache ich Wiedereröffnungswerbung“. Kann man machen, die Gefahr ist nur: Wenn es jeder macht, geht der Schuss eher nach hinten los. Denken Sie sich eher in die Köpfe der Leute, wenn Sie endlich wieder machen können, was sie wollen. Konsumieren. Shopping.
Idee: Nach der Krise ist vor der Krise. Nicht wirklich. Schlechtes vergisst man zwar gerne schnell. Und Menschen wollen wieder nach vorne gehen. Aber Sie können die Krise ins Positive münzen. Kommunizieren Sie, das Sie während der Krise die Zeit genutzt haben z. B. neues Sortiment auszuwählen, neue Kalkulationen gemacht zu haben und, und, und. Wer so weiter macht, wie vorher und hofft, dass die Kunden nun wieder kommen, verspielt Chancen.
4. Mediennutzung steigt. Steigen Sie darauf ein.
News sind so beliebt wie nie. Der vermehrte Informationsbedarf führt zu einer Steigung der Mediennutzung, vor allem online als auch im TV (Steigerung um 40 % bzw. 36 %). 89 % der 14-69-Jährigen informieren sich mehrmals täglich zu den neuesten Entwicklungen rund um das Virus. Je älter umso höher ist der Informationsbedarf. Die klassischen TV-Nachrichten genießen dabei das höchste Vertrauen. Auch informativ und stark genutzt, aber durchaus kritischer gesehen: Social Media und Podcasts. Trotz des durchschlagenden Erfolgs der täglichen Reihe mit Virologe Christian Drosten.
Sprich: Mehr Reichweite ohne Mehrkosten, das gibt es für die, die bereits TV-Werbung gebucht haben. Dabei sollten die Inhalte natürlich der neuen Situation angepasst werden, zumindest mit einem Lauftext.
Eine Idee für alle: Ihr Laden hat zu. Geben Sie über Ihre Website und die sozialen Medien trotzdem Coupons aus. Sozusagen: die lange Leine. Versprechen Sie Mehrwerte, die nach der Krise bzw. zur Wiedereröffnung für den Kunden drin sind, wenn sie den Coupon einlösen.
5. Um Gottes willen: Steigen Sie vom hohen Lieferross.
Wir haben es an vielen Ecken gesehen und können es nicht glauben. Elektrohändler, die jetzt mit kostenloser Lieferung werben. ABER: erst ab 400 Euro. Möbelhändler, die weiterhin nur bis zur Bordsteinkante liefern.
Klar, mehr kostet mehr. Und es ist ein Grauen, was den Umsatz angeht. Aber: Die Zeit wird endlich sein. Es ist eine Katharsis. Aber wer jetzt durchs Feuer mit einem Lächeln geht, wird zwar Verbrennung mit sich tragen, aber auch die Sympathie der Kunden gewinnen.
Sie müssen keine Packung Batterien umsonst liefern (obwohl Amazon das tut!). Aber es geht jetzt um Nähe, obwohl Nähe nicht erlaubt ist. Aber Sie verstehen, was wir meinen. Gehen Sie die Extra-Meile, in einer Zeit, bei der das dann goutiert wird.
Idee: Na ja, gehen Sie die Extra-Meile ins Haus (mit Handschuhen und Mundschutz). Liefern Sie kostenlos. Regional. Und sprechen Sie darüber. Sprich: werben.