Weil durch die Datenschutz-Grundverordnung der EU ab 2018 unbegrenztes Ausspähen und Vermarkten von Kundendaten verboten sein wird, haben sich jetzt auch die Mobilfunk-Experten auf dem Mobile World Congress in Barcelona vom 27.02. bis 02.03.2017 mit dem Thema befasst und Datenschutz sogar als Geschäftsmodel erkannt. Daraus lassen sich zwei Entwicklungen ableiten, die auch für den Handel wegweisend sein können: Der Trend geht Richtung Transparenz und Belohnung.
Die US-Firma Atomite betreibt zum Beispiel eine Art Handelsplattform. Kunden können freiwillig wählen, was Sie über sich und ihr Einkaufsverhalten preisgeben und bekommen dafür entsprechende Bonuspunkte, die sie in Prämien eintauschen können. Man kann aber auch nichts verraten. Einfach, indem man auf eines der auf dem Kongress präsentierten Retrohandys umsteigt und in Zukunft einfach ganz auf Apps verzichtet. Die zweite Möglichkeit: Man installiert zum Beispiel die kostenpflichtige Software „Privacy Advisor“ von Lookout und verschafft sich einen Überblick über allzu wissbegierige Apps auf dem Smartphone. Wie viele Apps zapfen etwa den Aufenthaltsort an – und welche? Mit einem Klick lässt sich das ganz einfach herausfinden und individuell entscheiden, ob man die kleinen Spione löschen will.
5 Punkte, die Sie unbedingt beachten sollten:
- Aktualisieren Sie Ihre Kundendatenbank und löschen Sie „tote“ Adressen
- Erkennen Sie die Wichtigkeit der Vervollständigung, Validierung und Standardisierung von Kundendaten
- Informieren Sie Ihre Kunden, welche Daten gespeichert werden und was damit passiert
- Bieten Sie ihren Kunden einen Einblick auf die über ihn gespeicherten Daten an
- Schaffen Sie Anreize für Ihre Kunden, damit sie ihre Daten für Sie freigeben
Von diesen beiden ganz unterschiedlichen Wegen, den Kunden die Hoheit über ihre Daten zu geben, kann auch der Handel profitieren. Gerade auch deshalb weil wir Deutschen dafür bekannt sind, mit dem Thema „Big Data“ sehr kritisch umzugehen. Was spricht dagegen, aktiv auf seine Kunden zuzugehen und ihm Einblick auf die über ihn gespeicherten Daten zu geben?! Natürlich verbunden mit dem Versprechen, das auf deren Basis individuell auf ihn zugeschnittene Informationen und Angebote entstehen. Die Möglichkeit, die gespeicherten Daten auf Wunsch löschen zu lassen, sollte natürlich auch bestehen. Dieser Schritt in Richtung Transparenz wird grundsätzlich immer auch auf das Imagekonto des Unternehmens einzahlen. Genauso kann natürlich auch die Belohnungsstrategie von Atomite verfolgt werden. Diese sollte dann aber auch über den traditionellen Fragebogen und die 10 Euro-Gutschrift als Dankeschön fürs Ausfüllen hinausgehen. Und von einem Konzept begleitet werden, dass eine effektive Auswertung und erfolgreiche Weiterverarbeitung der Daten gewährleistet.
Dass „Big Data“ nicht nur ein Schreckgespenst sein muss, zeigt die Partnerschaft, der United Nations Foundation mit der GSMA – der weltweiten Interessenvertretung der Mobilfunkindustrie – die auf dem Mobile World Congress bekannt gegeben wurde. Deren Ziel besteht darin, das Potenzial von Daten für das Gemeinwohl zu nutzen. Mit der gestarteten Initiative „Big Data for Social Good“ sollen zum Beispiel die Big-Data-Ressourcen von Mobilfunkbetreibern für die Bewältigung von humanitären Krisen wie Epidemien und Naturkatastrophen eingesetzt werden.