Technologien verändern sich schnell und wie immer bemüht sich der Handel, mit ihnen Schritt zu halten. Sich technologische Innovation zu Nutze zu machen, um ein bestmögliches Einkaufserlebnis zu gewährleisten, entwickelt sich immer mehr zum Erfolgsschlüssel im Einzelhandel. Ein Schlagwort ist neuerdings in aller Munde „Augmented Reality Shopping“ – doch nicht jeder weiß, was genau das bedeutet.
Augmented Reality (AR) ist praktisch der Bruder von Virtual Reality (VR). Beide Technologien präsentieren dem Nutzer eine computer-generierte Umgebung, die sich durch natürliche, instinktive Bewegungen beeinflussen lässt und Interaktion ermöglicht. Anstelle einer Mausbewegung erzeugt z.B. eine Kopfdrehung die Veränderung des Blickwinkels. Der Unterschied zwischen den beiden Technologien wird durch Umfang und Ausmaß bestimmt. Während VR die reale Welt komplett durch eine computer-generierte Umgebung ersetzt, verschmilzt Augmented Reality wirkliche und virtuelle Welt. Typischerweise erfordert VR das Tragen eines Headsets, das die Sicht auf die tatsächliche Umgebung komplett verdeckt. So kann man das Headset einfach zuhause im Wohnzimmer anlegen und sich in eine weit entfernte Stadt versetzen lassen. Die Konzepte von VR und AR existieren bereits seit vielen Jahren, waren aber bis vor kurzem noch der Stoff von Science-Fiction-Romanen. Für die Welt des Handels bedeutet AR eine äußerst spannende Zukunftsaussicht in den Bereichen Marketing und Ausbildung. Obwohl es zweckbestimmte AR Headsets wie die Microsoft „HoloLens“ gibt, ist das eigentlich Wunderbare an AR, dass der Benutzer nicht wirklich auf eine spezialisierte Hardware angewiesen ist. Eine Smartphone App kann ganz leicht das Tor für „Augmented Reality Shopping“ sein – oder ein unauffälliges Gerät in einem traditionellen Ladengeschäft.
Es ist eine aufregende Technologie und man kann sich leicht zahlreiche Anwendungen für Augmented Reality im Handel vorstellen. In der extrem konkurrenzbetonten Welt von heute ist es äußerst wichtig, jede Möglichkeit und Maßnahme zu sondieren, um die Aufmerksamkeit und die Treue der Kunden zu gewinnen.
Warby Parker, ein amerikanischer Online-Brillenhändler, war ein Vorreiter beim Einsatz von AR im Handel. Ihr virtuelles Tool zum Messen des Pupillenabstands ist simpel aber effektiv – daher kann es jeder zuhause und ohne teure Zusatzausstattung nutzen.
Mehrere Brillenhändler, u.a. Mr. Specks, bieten die Möglichkeit, mit einfacher Online-Software Brillen virtuell anzuprobieren. Dazu laden die User ein Foto hoch und die Software fügt darin in Sekundenschnelle jede verfügbare Brille ein. Warby Parker arbeitet zur Zeit an eigenen, AR-Anprobe-Optionen und will damit noch einen Schritt weiter gehen. Die Firma setzt AR für die Feinabstimmung der Brillengläser ein. Die Onlineshopper nutzen ihre Webcam und laden ein Foto von sich hoch, bei dem sie eine Kreditkarte vor das Gesicht halten. Aufgrund der Standardgröße von Kreditkarten kann Warby Parker nun zuverlässig Pupillen- und Augenabstand berechnen.
8 Beispiele für Augmented Reality im Handel
Inzwischen sollten Sie bereits eine Vorstellung davon haben, wie Augmented Reality Shopping Ihr Geschäft verbessern und verändern könnte. Als zusätzliche Inspiration haben wir hier einige unserer Lieblings-AR-Shopping-Erlebnisse aufgelistet. Die Technologie wird sowohl im eCommerce, als auch im Ladenhandel eingesetzt. Hier einige der besten Beispiele aus beiden Kategorien:
3. IKEA
Das berühmte Möbelhaus nutzt Augmented Reality, um das Zuhause der Kunden in ein Einkaufszentrum zu verwandeln. Eine Herausforderung des Möbelhandels ist es, die Kunden dabei zu unterstützen herauszufinden, ob und wie die Produkte in die eigenen vier Wände passen. Die neue IKEA Katalog App besitzt ein innovatives AR Feature, mit dem die Kunden von zuhause aus einkaufen können und dabei gleichzeitig sehen, wie die neuen Möbel in ihre Räume passen. Mit einem gedruckten IKEA Katalogs als Größenreferenz erschafft die App lebensgroße 3D-Bilder der einzelnen Möbel. All das können die User auf ihrem Smartphone sehen – auch in Bewegung und aus verschiedenen Blickwinkeln. Kunden, die die App ausprobiert haben, berichten einhellig, dass der Möbelkauf damit viel einfacher ist und auch mehr Spaß macht!
4. Topshop
Augmented Reality im Einzelhandel hat sich als äußerst effektiv erwiesen, Kunden zu gewinnen und zu binden. Auch das russische Bekleidungsunternehmen Topshop setzt auf neueste Technologie und hat eine AR-Ankleide entwickelt. Der Flagship-Store von Topshop in Moskau besitzt inzwischen einen Augmented Reality Verkaufsstand. Steht man davor, sieht man sich selbst, wie wenn man in einen Spiegel blickt. Per Handbewegungen und virtuellen Buttons können die Einkäufer Kleidungsstücke auf ihr „Spiegelbild“ übertragen. Im Freien vor dem Laden eingesetzt, können Freunde und Familie gemeinsam in der „AR Ankleide“ den jeweils besten Look finden. Nicht zuletzt durch die kinderleichte Bedienung hat Topshop mit dieser innovativen Ankleidekabine einen echten – und sehr erfolgreichen – Hit gelandet.
5. Shiseido
Die japanische Kosmetikmarke Shiseido nutzt ihre eigene Variante der Topshop „AR Ankleide“. Touchscreen Monitore in den einzelnen Filialen besitzen eine integrierte Kamera. Die Kunden machen damit einfach ein Foto von sich und können dann darauf virtuell verschiedenste Makeup- und Kosmetikprodukte ausprobieren.
Die Software analysiert dabei die Wahl der Nutzer und schlägt neue Produkte oder Anwendungstechniken vor – ganz wie ein Makeup-Berater in Fleisch und Blut. Auf diese Weise wird das oftmals zeitintensive und aufwendige Testen von Makeup im Laden zu einem viel unkomplizierteren und angenehmeren Erlebnis. Das absolut positive Kunden-Feedback gibt Shiseido jedenfalls Recht.
6. American Apparel
Die Shopping Assistant App von American Apparel schlägt die Brücke von AR-Nutzung im eCommerce hin zum Einsatz im Ladengeschäft.
Wie andere ähnliche Apps erlaubt der Shopping Assistant das Durchstöbern der Produkte, das Lesen von Testberichten, das Prüfen von Alternativen und Varianten in anderen Farben etc. Die überaus benutzerfreundliche App erkennt dabei sogar einzelne Produkte im Regal – ganz ohne Label oder Barcode.
Die Kombination von eCommerce und Einkauf im Ladengeschäft ist ein wachsender Trend. Dass Kunden dabei im Laden per Smartphone Preise und Sonderangebote vergleichen ist unvermeidlich. Durch den Einsatz einer eigenen AR App macht sich American Apparel diesen Trend geschickt zu eigen.
7. Walgreens
Die große Drogerie-Kette Walgreens testet im Moment eine hochentwickelte Augmented Reality App in Handelsfilialen quer durch die USA. Walgreens Geschäfte sind berühmt für ihre Größe – aber auch ihre Unübersichtlichkeit. Mit der neuen AR Technologie erhofft sich das Unternehmen Erleichterungen für ihre Kunden.
Auf einem Tablet, das an den Einkaufswägen montiert ist, haben die Kunden Zugriff auf eine Übersichtskarte mit aktueller, zentimetergenauer Position. Sucht man per App nach Produkten, wird man so auf schnellstem Weg zu ihnen geführt.
Aus Marketing-Sicht bietet diese Technologie interessante Möglichkeiten für Walgreens. Sonderangebote können auf der Karte hervorgehoben werden oder groß auf dem Bildschirm erscheinen, wenn die Kunden an ihnen vorbei gehen. Auch das bereits bestehende Walgreens Treueprogramm lässt sich einfach in die Technik integrieren – inklusive Datenerhebung zum Einkaufsverhalten sowie individuell auf jeden Kunden zugeschnittener Angebote.
Loslegen mit Augmented Reality Handels-Apps
Das Programmieren von VR und AR Apps erfordert spezielles Fachwissen – und den richtigen Software Entwickler. Für die VR und AR Produktion sind sowohl Marketingwissen, als auch hohes technisches Know-How erforderlich. Es ist ein relativ neues Feld mit Verbindungen zur Software Entwicklung, Systemintegration und Smartphone-App-Entwicklung.
Die besten Augmented und Virtual Reality Lösungen sind nicht unbedingt diejenigen mit den einzigartigsten Features und allem Drum und Dran. Vielmehr sind es die, welche die Message des Klienten am effektivsten vermitteln.
Für eine eCommerce Webseite, die darauf hofft, dass die Kunden sich zuhause auf ein AR Erlebnis einlassen, ist es wichtig, dass die App Spaß macht und sie gerne genutzt wird. Genauso wichtig ist die „Shareability“ über die sozialen Medien, d.h. ein Erlebnis anzubieten, das die Kunden mit ihren Freunden teilen wollen. Die Möglichkeit, automatisch Fotos oder Videos vom Ergebnis der App nahtlos über die sozialen Kanäle zu teilen, wird sicher weitreichend genutzt werden.
Im Ladengeschäft ist Benutzerfreundlichkeit das A und O. Betritt ein Kunde das Geschäft, ist es unerlässlich, ihn auf nutzenorientierte, schnörkellose Weise zum richtigen Produkt zu führen. Kunden wissen es zu schätzen, wenn eine Software sie bei der Kaufentscheidung wesentlich unterstützt. Und sie zeigen diese Wertschätzung mit wiederholten Einkäufen.