Auch wenn es anderswo auf der Welt anders aussehen mag: Wenn es ein grafisches Element gibt, für das die Marketingwelt in Deutschland nur ein müdes Lächeln übrig hat, dann ist es der QR-Code (Abkürzung für Quick Response). Hinter der schwarzweißen Grafik verbirgt sich ein Link, über den Smartphone-Nutzer weitere Infos aufs Display bekommen sollten. Eine tolle Sache, wenn es denn so funktioniert! Denn zugebenermaßen wurden bei uns viele Fehler gemacht, wenn es um den QR-Code geht.
Warum eine „Vergangenheitsbewältigung“ trotzdem Sinn macht? Weil Apple und Samsung jetzt die erste Hürde abschaffen, die QR-Code Nutzer nehmen mussten. Wer bisher einen QR-Code abrufen wollte, benötigte erst einmal eine App auf dem Smartphone. Dann hieß es: QR-Code sehen, Smartphone hervorholen, die richtige App heraussuchen, aufrufen und scannen. Bereits das war vielen potentiellen Nutzern zu unbequem.
Die gute Nachricht: Diese erste große Hürde wird jetzt von den Smartphone-Giganten abgeschafft. Ob Apple mit seinem iOS 11 oder der Smartphone-Assistent Bixby von Samsung – beide versprechen, dass QR-Codes automatisch von der jeweiligen Smartphone-Kamera erkannt werden. Dahinter steckt ein enormes Potential für das Marketing. Schließlich geht es um Millionen von Menschen, die schon bald ein neues iPhone oder Samsung Smartphone in der Hand haben werden. Für mich Grund genug, um mich doch noch einmal mit den bisherigen Fehler- und Frustrationsquellen in Sachen QR-Code zu beschäftigen. Ganz einfach deshalb, um sie in Zukunft zu vermeiden und dem QR-Code neues Leben einzuhauchen. Denn richtig eingesetzt, ist der QR-Code eigentlich eine richtig gute Sache.
Die meisten Unternehmen nutzten in seinen Anfangszeiten den QR-Code nur auf ihrer Website, um damit auf ihre Website zu verlinken, die meist auch nicht für die mobile Nutzung optimiert war. Das Ergebnis: Kein Erlebnis, sondern „Mäusekino“ ohne jeden Mehrwert. Kein Wunder, dass QR-Codes bei so gut wie jedem, der es einmal ausprobiert hat, eher ein „Nie wieder!“-Gefühl auslösten. Grundsätzlich ist es doch so: Welche Technik zu einem verbesserten Kauferlebnis beiträgt, ist dem Kunden egal. Hauptsache, sie tut es. Dieser Grundsatz, der zu Beginn aller Überlegungen stehen sollte, wurde allerdings allzu oft vergessen. Einer von vielen Mehrwert wäre, dass man nach dem Scan im Gegenzug etwas erhält, was man unbedingt benötigt. Zum Beispiel ein Montagevideo zum neu gekauften Möbelstück. Oder es wird der natürliche Spieltrieb oder die „Gier“ nach Goodies geweckt.
Diesen Mehrwert sollte man dann natürlich auch unbedingt kommunizieren. Bisher wurden die Konsumenten einfach oft nicht abgeholt. Es steht ohne weitere Erklärung ein QR-Code irgendwo. Was soll man damit tun? Viele Nutzer wussten mit einem QR-Code einfach nichts anzufangen. Also machten sie auch nichts damit. Andere, die den Code kennen, wussten nicht, was sie erwartet. Und niemand scannt irgendwie mal irgendeinen Code ohne zu wissen, was dann passiert.
Selbst die Unternehmen, die bis zu diesem Punkte alles richtig gemacht haben, haben an eines nicht gedacht: Wenn der QR-Code nicht bequem in Ruhe und mit der richtigen Größe abgelesen werden kann, ist der nächste Frustmoment vorprogrammiert. Die Außenbeschriftung auf vorbeifahrenden Fahrzeugen wird selbst das schlauste Smartphone nicht einscannen können. Und auch wenn man zum Scannen nicht nah genug an den QR-Code herankommt oder die Grafik zu klein oder unscharf ist, versagt die Scanner-App.
Bei allen diesen vielleicht unangenehmen Wahrheiten soll am Ende natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Wenn es um QR-Codes geht, verspricht zum Beispiel der „smarte Keks“ jede Menge davon. Ein scheinbar einfaches Werbemittel, digital aufgeladen, komplett essbar und mit allen Sinnen erlebbar. Und da der QR-Code auf dem Keks unwiederbringlich verschwunden ist, sobald man ihn gegessen hat, steigt der Reiz, ihn doch lieber vorher einzuscannen.